Die Elektromobilität wird die Automobilindustrie verändern. Kurzfristig ist allerdings nicht mit wesentlichen Verlusten an Arbeitsplätzen zu rechen. Die Digitalisierung und die Umstellung auf die Elektromobilität werden die Arbeitsplätze verändern und langfristig teilweise reduzieren. Inhaltsverzeichnis
- Entwicklungsszenarien
- Automatisierte Automobilfabriken heute und morgen
- Veränderungen in der Zulieferindustrie
- Kaum Rückverlagerungen von Produktionsstätten zu erwarten
- Die Zukunft der Arbeit in der Automobilindustrie
Entwicklungsszenarien
Mit den direkt abhängigen Sektoren ist die Automobilindustrie für ca. 2 Millionen Arbeitsplätze in Deutschland verantwortlich. Es werden aber auch neue Aufgaben und Beschäftigungsmöglichkeiten entstehen. Daraus ergeben sich zwei mögliche Szenarien: Die Digitalisierung und Automatisierung in der Fabrik 4.0 wird die Anzahl der Arbeitsplätze in der Automobilindustrie im klassischen Produktionssektor reduzieren, was durch die einfachere Bauweise des Elektromotors gegenüber dem Verbrennungsmotor gefördert wird. Die Produktivitätssteigerung in der Industrie 4.0 wird zur Rückverlagerung von Arbeitsplätzen aus Niedriglohnländern nach Mitteleuropa führen und so hier im Saldo die Arbeitsplätze mindestens stabil halten.
Automatisierte Automobilfabriken heute und morgen
Die meisten Analysen gehen heute davon aus, dass die Prognose von großen Arbeitsplatzverlusten durch die Industrie 4.0 und den Elektromotor nicht gerechtfertigt ist. So wird den Befürchtungen entgegengehalten, dass neue Automatisierungswellen die Arbeitsplätze nur verändern. Schon heute sind die Automobilfabriken weitgehend automatisiert. Im Karosseriebau liegt der Automatisierungsgrad bei 90 %, intelligente Roboter sind bereits im Einsatz. Stark werden sich Logistik, Produktionskosten und Vernetzung der Maschinen verändern, sodass es einen wachsenden Druck auf die Qualifikation der Beschäftigten gibt. Eine Modernisierung des Weiterbildungssystems ist geboten.
Veränderungen in der Zulieferindustrie
Die Zulieferindustrie steht wohl von den größten Herausforderungen. Neue Produktbereiche müssen gefunden werden, wenn die klassischen Getriebe verschwinden. Gleichzeitig verwischen sich die Grenzen zwischen Automobilindustrie und IT, wie das Beispiel Apple zeigt. So wird vermutlich die Rolle von Netzwerkdienstleistungen, IT-Teilen und Assistenzkomponenten in der Zuliefererindustrie zunehmen. Autonomes Fahren, das ab 2025 schrittweise den Markt erobern wird, ermöglicht völlig neue Geschäftsmodelle und wird den Automarkt vielleicht noch stärker verändern als der Elektromotor. Vernetzte Mobilität wird dann schrittweise wichtiger als das Fahrzeug selbst. Auf die Zulieferer dürfte der Druck zukommen, verstärkt Dienstleistungen zuzuliefern.
Kaum Rückverlagerungen von Produktionsstätten zu erwarten
Rund 75 % der in Deutschland produzierten Autos gehen in den Export. Die PKW-Dichte auf 1000 Einwohner liegt in der EU bei 473, die in China bei 24. Diese Zahlen zeigen, wo Wachstum und Zukunft der Industrie liegen. Nicht die Binnennachfrage, sondern die Exportnachfrage ist entscheidend für die Automobilindustrie. Tatsächlich sind Rückverlagerungen großer Automobilfabriken nach Deutschland nicht zu erwarten, die die Autoindustrie muss sich global aufstellen. Wer etwa den chinesischen oder brasilianischen Zukunftsmarkt zukunftssicher bedienen möchte, muss dort Produktionsstätten unterhalten. Die Industrie 4.0 erlaubt jederzeit das Management einer über den Globus verteilten Produktion. Produktionsprozesse in den Fabriken der Konzerne sind weitgehend standardisiert und mangelnde Qualifikationspotenziale in Niedriglohnländern kein reales Problem, zumal die Digitalisierung komplexe manuelle Arbeiten überflüssig macht. Die Standorte in Mitteleuropadienen als Leitwerke, in denen neue Produktionstechnologien erprobt und bei Bewährung auf alle Standorte verteilt werden. Eher ist zu erwarten, dass die Konzerne mit dem Eintritt neuer Märkte wie Indien weitere Produktionsverlagerungen vornehmen.
Die Zukunft der Arbeit in der Automobilindustrie
Die Eisenbahn und dann die Automobilproduktion haben das klassische Transporthandwerk im 19. Jahrhundert verändert und verdrängt. Viele Arbeitsplätze wurden dort vernichtet. Aber es entstanden völlig neue Welten und Bedarfe nach Arbeit in der industriellen Produktion. Es ist zu erwarten, dass die Zukunft der Automobilindustrie ähnlich liegt. Verkehr und Automobile werden sich verändern, aber Neues wird entstehen. Mancher Arbeitsplatz wird verschwinden, neue Arbeitsplätze kommen durch Dienstleistungen und die Netzwerke und die mit dem autonomen Fahren veränderte Mobilität. Sie hat das Potenzial für mehrere Hunderttausend Stellen allein in Deutschland. Neue Märkte werden klassische Märkte ablösen. Die Mobilität wird ein zentraler Arbeitsplatzfaktor in unserer Gesellschaft bleiben. Die Akteure müssen sich allerdings auf diese Veränderungen einstellen, sonst droht Gefahr. Die deutsche Automobilindustrie muss eine Vorreiterrolle übernehmen, andernfalls droht die Verdrängung