Die Entwicklung der deutschen Wirtschaft ist im Jahr 2020 von einigen weltpolitischen und weltkonjunkturellen Unsicherheiten geprägt, die eine exakte Prognose erschweren. Die instabile politische Entwicklung im Nahen und Mittleren Osten, der Brexit, internationale Handelsstreitigkeiten und die Entwicklung der weltweiten Nachfrage nach Kraftfahrzeugen, die von Verbrennungsmotoren angetrieben werden, spielen dabei eine wichtige Rolle. Während die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit) in ihrer Konjunkturprognose für Deutschland für das Jahr 2020 weiter schrumpfende Wachstumsraten vorhersagt, sind führende deutsche Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrer Wachstumsvorhersage deutlich optimistischer. Die Wirtschaftsexperten der OECD sagen für Deutschland für das Jahr 2020 ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von nur 0,6 Prozent voraus, sehen aber eine leichte Belebung für das Folgejahr 2021 auf 0,9 Prozent Wachstum. Führende deutsche Wirtschaftsforschungsinstitute haben sich dagegen auf eine Wachstumsprognose der deutschen Wirtschaft von 1,1 Prozent eingeschossen.
Konjunkturelle Gemeinschaftsdiagnose Herbst 2019
Die „Gemeinschaftsdiagnose Herbst 2019“ über die voraussichtliche konjunkturelle Entwicklung wurde am 2. Oktober 2019 mit einer Pressemitteilung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um eine Gemeinschaftsdiagnose führender deutscher und internationaler Wirtschaftsforschungsinstitute. An der Projektgruppe der Gemeinschaftsdiagnose sind unter anderem Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW, Berlin), Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), ifo Institut (München) und andere beteiligt. In der Gemeinschaftsdiagnose wurden die Wachstumsprognosen für das ausgehende Jahr 2019 von 0.8 Prozent Wachstum des BIP auf 0,5 Prozent herabgesetzt. Als Gründe werden Unsicherheiten in der Weltpolitik, strukturelle Veränderungen in der Automobilindustrie und eine weltweit zurückgehende Nachfrage nach Investitionsgütern verantwortlich gemacht. Für das Jahr 2020 werden die Prognosen von ursprünglich 1,8 Prozent Wirtschaftswachstum auf 1,1 Prozent gesenkt.
Konjunkturprognose der Bundesregierung für 2020
Im Oktober 2019 revidiert die Bundesregierung ihre Prognose für das Jahr 2020. Während sie im April 2019 noch 1,5 Prozent Wirtschaftswachstum für das Folgejahr angenommen hatte, wird die Wachstumsprognose jetzt auf 1,0 Prozent herabgestuft. Als wichtigste Gründe führt die Regierung die Handelskonflikte zwischen USA und China, die Unabwägbarkeiten, die der Brexit mit sich bringt und Unsicherheiten in der Automobilindustrie, dem Maschinenbau sowie in der Elektro- und Chemieindustrie. Die Bundesregierung sieht dennoch keinen Anlass dafür, von einer Krise zu sprechen. Die deutsche Wirtschaft sei weiterhin exportstark, was allerdings auch zu einer gewissen Abhängigkeit von der Weltkonjunktur führe. Die Bundesregierung will Anreize für mehr Investitionen schaffen, was vor allem die Binnennachfrage stützen würde.
Internationaler Währungsfond senkt Prognose für das Wachstum der Weltwirtschaft
Auch der Internationale Währungsfond (IWF), der unter anderem die weltwirtschaftlichen Entwicklungen in einzelnen Weltregionen und in den Ländern verfolgt und auch Empfehlungen an Regierungen ausspricht, musste seine ursprünglichen Prognosen für das Jahr 2019 revidieren. Der IWF geht von einem Wachstum der Weltwirtschaft von insgesamt 3 Prozent aus. Das entspricht in etwa den Wachstumsraten während der Finanzkrise von 2008/2009. Der IWF macht Faktoren wie den Handelsstreit zwischen USA und China, den Brexit, aber auch geringes Produktivitätswachstum sowie die demographische Entwicklung in den Industrieländern dafür verantwortlich. Die Ökonomen beim IWF haben für das Jahr 2020 ein Wachstum der Weltwirtschaft von 3,4 Prozent errechnet.