Die wohl wichtigste Entwicklung im Gesundheits- und Pflegebereich des laufenden Jahres ist die schnell zunehmende digitale Transformation. Laut einer Studie der Unternehmensberatung Roland Berger wird der Umsatz des globalen digitalen Gesundheitsmarktes im Jahr 2020 auf rund 200 Milliarden US-Dollar ansteigen. Dies entspricht im Vergleich zum Jahr 2015, in dem 80 Milliarden US-Dollar in diesem Bereich umgesetzt werden, einem jährlichen Wachstum von 21 Prozent.

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Digitale Geschäftsmodelle erweitert den Gesundheitsmarkt

Die für den Patienten wohl wichtigste Entwicklung ist die sogenannten „P4-Medizin“, dies steht für die prädiktive, präventive, personalisierte und partizipative Behandlung, für die im laufenden Jahr ein Umsatzplus von 40 Prozent erwartet wird. In Zukunft könnte dieser neue Ansatz zum Beispiel in der Krebsfrüherkennung genutzt werden. Als Basis der P4-Medizin dienen vor allen Smartphones, die täglich genutzt werden, um Gesundheitsdaten wie den Blutdruck und die Schlafgewohnheiten zu erfassen und anhand einer automatischen Auswertung Diagnosen erstellen, die später von einem Arzt überprüft werden. Die Medizin verspricht sich von dieser Entwicklung eine frühere Erkennung schwerer Krankheiten und einen leichteren Krankheitsverlauf.

Gesetzesänderungen in Deutschland

Die größten Veränderungen des deutschen Gesundheitsmarktes erfolgen im Jahr 2020 durch zwanzig Gesetzesänderungen, die der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in den vergangenen Monaten verabschiedet hat. Auch in der Bundesrepublik beschäftigt sich ein Großteil der neuen Gesetze mit der Digitalisierung der Medizin, um die zunehmende überlastete Branche, die bei Fachärzten zu monatelangen Wartezeiten geführt hat, abzumildern.

Ärzte können in Deutschland ab dem Januar 2020 digitale Anwendungen, die teilweise im Bereich der P4-Medizin einzuordnen sind, verschreiben. Außerdem umfasst die Digitalisierung persönliche Videosprechstunden mit Ärzten, die besonders in ländlichen Regionen auch im Jahr 2020 die Versorgung sicherstellen sollen, sowie das Ausstellen digitaler Rezepte. Ein eigenes eingerichteter Innovationsfonds fördert die Entwicklung digitaler Gesundheitslösungen bis zum Jahr 2025 mit 200 Millionen Euro jährlich.

Steigende Krankenkassenbeiträge

Wie das Bundesministerium für Gesundheit bekanntgegeben hat, steigen die individuellen Zusatzbeiträge der gesetzlichen Kranken­versicherung (GKV) im Jahr 2020 um 0,2 Prozent auf durchschnittlich 1,1 Prozent. Ausgenommen von steigenden Beiträgen sind alle Krankenkassen, deren Finanzreserven mehr als eine Monatsausgabe decken.

400 Milliarden Euro Gesamtumsatz in Deutschland

Die Gesamtausgaben für den Gesundheitsbereich, die zuletzt im Jahr 2017 durch das statistische Bundesamt erhoben wurden und 376 Milliarden Euro betrugen, werden auch im laufenden Jahr deutlich steigen. Analysten gehen davon aus, dass 2020 mehr als 400 Milliarden Euro in diesem Wirtschaftsbereich umgesetzt werden, der damit mehr als zwölf Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) beträgt. Das jährliche Wachstum von 4,1 Prozent in den letzten zehn Jahren wird dabei aller Wahrscheinlichkeit übertroffen.