Der Konjunkturverlauf schildert in Zeitreihen die langfristige wirtschaftliche Entwicklung, gemessen an der Steigerung oder Verringerung der wirtschaftlichen Leistungen einer ganzen Volkswirtschaft. Die Konjunkturforschung ermittelt Daten der gesamten Volkswirtschaft.

Inhaltsverzeichnis

Gesamt- und Branchenentwicklung

Die volkswirtschaftliche Gesamtentwicklung sagt nicht unbedingt etwas über einzelne Branchen, die durch externe strukturelle Einflüsse verändert werden. Ein Beispiel hierfür war der Niedergang der deutschen Textilindustrie in den Sechzigerjahren und Siebzigerjahren. Die Textilindustrie litt damals trotz eher guter Konjunkturlage unter der stark wachsenden Konkurrenz aus Asien. Die konjunkturelle Entwicklung hat auf solche notleidenden Branchen über die Nachfrage zwar ebenfalls einen starken Einfluss, wird jedoch durch die strukturellen Entwicklungen überlagert. Die Wachstumsveränderung einzelner Branchen oder die saisonalen Schwankungen der Baubranche Fließen wohl in die Konjunkturdaten ein. Sie haben aber aufgrund ihrer geringen Anteile an der gesamten Volkswirtschaft nur einen begrenzten Einfluss auf die Konjunkturentwicklung.

Langfristige Konjunkturchronik

Nach den Ergebnissen der Konjunkturforschung gab es im Jahre 1974 eine Hochkonjunktur und nur ein Jahr später, 1975 eine Rezession. Die Wirtschaft erholte sich nur langsam, erst 1980 wurde die nächste Hochkonjunktur erreicht Danach trat erst 1982 wieder ein Tiefpunkt ein. Die Dauer der Rezession betrug in diesen Zeiten kaum mehr als ein Quartal. Seit 1970 verzeichnet die Konjunkturforschung etwa vier abgeschlossene Zyklen bis in das Jahr 2005. Die Zyklen waren unterschiedlich lang und liefen von 1975–1982, 1982–1993, 1993–1996 sowie 1996–2004. Der nächsten Boom nach der Rezession 1982 folgte 1991, dann 1992, 1995, 2002 und 2004. Die gute Konjunktur von 2006 und 2007 wurde jäh unterbrochen durch die Weltfinanzkrise, nach der sich die Konjunktur langsam erholte und bis zum nächsten Wendepunkt in 2017 gute Werte aufweisen konnte. Immer wichtiger für die Weltkonjunktur werden die Schwellenländer, in denen das Wachstum weitgehend ungebrochen ist. Die niedrigen Zinsen in den führenden Volkswirtschaften erlauben auch den Schwellenländern wachstumsfördernde Zinssenkungen.

Konjunkturverlauf und Politik

Der Konjunkturverlauf hat starke gesellschaftliche Auswirkungen. Die Weltwirtschaftskrise war eine der wichtigsten Ursachen für die Machtergreifung der Nazis. Wenn die Arbeitslosigkeit steigt und die Zukunftserwartungen der Menschen negativer werden, erhalten gerade rechtsextreme Parteien Auftrieb. Regierende Parteien neigen dazu, Wahlen eher zu verlieren als zu gewinnen. Für den Staat sinken die Steuereinnahmen und Investitionen fallen schwerer, was den Abschwung weiter befördert und die Arbeitslosigkeit negativ beeinflusst. Bei schweren Konjunkturkrisen wandern Führungskräfte und Wissenschaftler in andere Länder ab.

China als Beschleuniger des Konjunkturverlaufs

Großer Einfluss auf die Weltkonjunktur geht längst nicht mehr nur von der US-amerikanischen Volkswirtschaft aus. China ist zu einem Riesen mit hohem einfluss auf die Weltkonjunktur geworden. Nach der Finanzkrise von 2008 hat China ein riesiges Konjunkturprogramm aufgelegt, das sich in den führenden Volkswirtschaften und in Deutschland sehr positiv auswirkte. Die Weltwirtschaft wurde dadurch stabilisiert. Das Programm schuf allerdings Überkapazitäten in der weltweiten Stahlindustrie, die ihrerseits dann ab etwa 2018 den konjunkturellen Abschwung begünstigten. In China behindern die Überkapazitäten einen notwendigen Strukturwandel weg von maroden Staatsbetrieben und zu hohen Industriekapazitäten. Hinzu kommt, das der Export Chinas wächst und andere Marktteilnehmer bedroht. Aus die Ballung struktureller Probleme und eine schwächelnden Weltkonjunktur entstehen Risiken für China, die Auswirkungen auf die Welt haben können. Wir können sicher sein, dass der Einfluss der chinesischen Wirtschaft auf die Weltkonjunktur steigt. Das muss nicht immer ein positiver Einfluss sein.

Die Europäische Zentralbank und der Konjunkturverlauf

Die Europäische Zentralbank bestimmt die Zinsen und damit die Koten für Investitionen in Europa. Sie steuert die Geldmenge und damit den Kreditmarkt und sie hilft schwächelnden Staaten mit ihren Anleihen. So hat die EZB in den letzten Jahren mit ihren massiven Maßnahmen einen einheitlichen konjunkturraum zumindest im Euroraum geschaffen. Darunter litten zwar Deutsche Sparer, aber es profitieren Industrien, Arbeitsplätze und Arbeitnehmer. Die Maßnahmen sollten Investitionen und Konsum anregen und dadurch Wachstum und Inflation antreiben. Dieses Konzept ist in der Realität aufgegangen und hat einen massiven Konjunktureinbruch im Euroraum verhindert.