Viele Menschen in Deutschland heißen die Möglichkeit des Shoppens auch sonntags willkommen. Während es in manchen anderen Ländern gang und gäbe ist, wird bei uns noch immer heftig diskutiert.

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Was meinen die Deutschen?

Der verkaufsoffene Sonntag bietet heute die Möglichkeit, dringende Besorgungen auch am zweiten Wochenendtag zu erledigen. Laut einer Umfrage des Marktforschungsinstitutes GfK mit Sitz in Nürnberg aus dem Jahr 2014 nutzten 63 Prozent der Deutschen die zusätzlichen Einkaufstage. Mit einer kompletten Aufhebung des sonntäglichen Verkaufsverbotes wären weniger als ein Drittel einverstanden. Viele Menschen machen jedoch Unterschiede in Bezug auf die Geschäftsart. So wird eher gewünscht, dass mehr Läden mit Grundversorgungsmitteln verkaufsoffene Sonntage einführen. Heute sei dies erforderlich, insbesondere, weil mittlerweile sowohl Frauen als auch Männer in Vollzeit berufstätig sind. Wenn sie unter der Woche oder samstags von der Arbeit nach Hause zurückkehren, sind oft die Geschäfte bereits geschlossen. Von geringerer Bedeutung für die deutsche Bevölkerung sind gemäß ihren eigenen Aussagen beispielsweise Elektro- und Baumärkte, Möbel- sowie Autohäuser und Gartencenter. Wer grenznah beispielsweise an den Niederlanden wohnt, profitiert von den sonntags geöffneten Geschäften, darunter in Venlo und Roermond.

Verkaufsoffener Sonntag: ja oder nein?

Für ein Ja stimmen viele Ladenbesitzer. Diese befürchten, dass sie ansonsten im Wettbewerb mit den Onlinehändlern nicht mehr konkurrenzfähig sind. Schließlich bieten Geschäfte über das Netz die Möglichkeit zum Einkaufen an 365 Tagen, 24 Stunden lang. Heutzutage müssen bereits viele kleinere Läden schließen. Im Zuge der Digitalisierung gehört es mittlerweile zum Alltagsleben, im Internet zu shoppen. Die Offline-Händler versprechen sich von den verkaufsoffenen Sonntagen in jedem Fall eine Umsatzsteigerung.

Kirchen sagen hingegen Nein zum Sonntagsgeschäft. Sie beziehen sich zum Teil auf religiöse Gründe. In der Bibel steht: „Und so vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte, von allen seinen Werken, die Gott geschaffen und gemacht hatte.“

Welche Meinung vertreten die Gewerkschaften?

Schon seit längerem wird in der Politik darüber gesprochen, dass es Gemeinden generell erlaubt sein sollte, nicht nur vier, sondern acht verkaufsoffene Sonntage zu bestimmen. Bei den Gewerkschaften, darunter Verdi, lösen diese Pläne Unmut aus. Zum einen argumentieren sie, dass es zu diesem Thema eine klare Rechtsprechung gibt, die auch berücksichtigt werden sollte. Zum anderen bezeichnen Mitglieder die Sonntagsruhe als ein hohes, gesellschaftliches Gut, auf das nicht verzichtet werden sollte. Die Gewerkschaften reichen häufig Klage gegen verkaufsoffene Sonntage ein. Hierbei geht es in der Regel um die Frage, ob ein besonderer Anlass für die Sonntagsöffnung vorliegt. Denn im Gesetz ist verankert, dass ein solcher gegeben sein muss. Dabei kann es sich beispielsweise um eine Messe oder einen Markt in der Gemeinde handeln, die als Besuchermagnet gilt. Die Klagen Verdis verhindern die Öffnung der Läden an beabsichtigten Daten, obwohl die gesetzlichen Regelungen verkaufsoffene Sonntage vorsehen.

Sonntagsruhe damals

Bereits in der Wilhelminischen Zeit sorgte die Arbeit am Sonntag für Debatten. Hierbei handelt es sich um die Jahre von 1888 bis 1918, in der Kaiser Wilhelm II. seine dreißigjährige Regierungszeit hatte. Damals forderten Unternehmen, dass auch sonntags ihre Angestellten zur Arbeit antreten sollten. Der Kaiser jedoch stoppte die Diskussion am 1. Juni 1892. Er erließ eine Gewerbeordnungsnovelle, in der unter § 105 folgendes steht: „Zum Arbeiten an Sonn- und Festtagen können die Gewerbetreibenden die Arbeiter nicht verpflichten.“ Die verkaufsoffenen Sonntage werden heute jedoch aus einer etwas anderen Sicht gesehen. Die Welt und die Menschen haben sich weiterentwickelt und deutlich verändert. Waren Frauen früher nur selten berufstätig, gehen heute knapp 70 Prozent arbeiten. Viele von ihnen kommen, ebenso wie Männer, erst nach Geschäftsschluss nach Hause, weshalb manche heute sogar auf den verkaufsoffenen Sonntag angewiesen sind.